Mit dem Zug ging es via Zürich, Luzern nach Lungern. Um 10 Uhr war der Start in Lungern. Der heutige Tagesetappe wird uns über eine Distanz von 14.8 km mit einer Laufzeit von rund 4.0 Stunden von Lungern nach Brienz führen.
Lesesteinwälle und Trockenmauern verleihen dem heutigen Wanderweg in vielen Partien einen gassenartigen Charakter. Ein in den Fels geschlagener Treppenweg zur Überwindung der Hagsflue stellt die spektakulärste Wegpassage dar. Die zehn in den Fels gemeisselten Treppenstufen stammen vermutlich aus römischer Zeit. Im 16. Jahrhundert wurde der Passweg als eine Art Trampelpfad beschrieben. Ein gewisser Thomas Halter hat damals auf diesem «sehr bösen Weg gesoumet». Ein Durchgang mit Ross muss aber schon früher möglich gewesen sein. Anders könnte man sich die Kriegszüge der Obwaldner über den Brünig vom 14. Jahrhundert an kaum erklären. Der heutige Weg ist nachweisbar ein gebauter Weg. Aus welcher Zeit er stammt, ist unbekannt.
Nach 2.0 km erreichen wir bereits den Aussichtspunkt Tschuggen und mit 1'082 m Höhe auch den höchsten Punkt der Tagesetappe. Es folgt ein anspruchsvoller Abstieg und wir treffen nach ca. 4.0 km in Brienzwiler ein. Der Weg führt uns weiter durch Hofstetten und um Schwanden herum. Die letzten 2.0 km pilgern wir entlang des Brienzersees und wir treffen in Brienz ein.
Wir schauen zurück zur Kirche und dem Dorf Lungern. Lungern liegt im obersten Teil des Kantons Obwalden. Das Dorfzentrum liegt auf einer Höhe von 712 m ü. M., der Bahnhof auf 752 m ü. M.[6] Als höchstgelegenes Dorf im Sarneraatal liegt es in einem Talkessel, der nur gegen Norden offen ist und auf den übrigen Seiten von steilen, bewaldeten Hängen und Felsen eingeschlossen wird.
Auf dem Pass-Saumweg überwindet man von Lungern bis zum Brünigpass auf 4.5 Kilometern gut 300 Höhenmeter. Mit seiner geringen Höhe stellt der Brünig (1000 m ü. M.) im Halbkanton Obwalden das Südportal zum Berner Oberland, Richtung Wallis und Italien aber auch in Richtung Westschweiz dar. Funde einer mesolithischen Stätte (5000 Jahre vor Christus) in der Lichtung von Hagsflue deuten auf einen regionalen oder gar überregionalen Verkehr zwischen dem Sarneraa- und dem Haslital schon in prähistorischer Zeit hin. Trotzdem hatten wir uns den Weg schlimmer vorgestellt
Oben angekommen galt das Interese von Evi natürlich dem Brockenhaus. Seit 20 Jahren verkauft der Tiroler Joseph Hechenberger, besser bekannt als Grümpel-Sepp, auf dem Brünigpass Antiquitäten, Kitsch und allerlei Gebrauchsgegenstände. Besonders hatte es Evi die gute Ordnung angetan.
Nach der ausführlichen Besichtigung des Brockenhauses ging es wieder Bergab Richtung Brienzwiler.
In Brienzwiler gab es Mittagessen. Der Ort Brienzwiler liegt im Berner Oberland am Fusse des Wilerhorns auf einer Anhöhe über dem Brienzersee. Zu Brienzwiler gehört auch die Siedlung Balmhof, die weiter unten im Aaretal unter einem steilen Felsen (Balm) liegt.
Vor der wunderschönen Pilgerherberge assen wir Mittagessen.
Auf einer kleinen Anhöhe südwestlich des Dorfes Brienzwiler sahen wir kleine Holzkapelle. Es handelt sich dabei um eine schlichte Kirche welche vom Architekten Hans Huggler gebaut wurde, aus dem Jahr 1939. Der Blockbau ruht auf einem markanten, mit Natursteinen verkleideten Sockel. Auf dem Satteldach thront ein gedrungener Dachreiter. Zur Ausstattung zählen mehrere Glasgemälde von Paul Zehnder aus dem Jahr 1965. Der Bau ist ein interessantes Beispiel einer Landkirche dieser Zeit und zeigt die vor dem Zweiten Weltkrieg einsetzende Wiederaufnahme von traditionellen Bau- und Konstruktionsformen.
Vor Hofstetten sahen wir wunderschöne Wegweiser. Hofstetten liegt im Berner Oberland in den Alpen. Während sich das Dorf im Süden auf etwa 580 m. ü. M. befindet, zieht sich das Gemeindegebiet weit nach Norden, sanft ansteigend bis zu den Gipfeln Arnihaggen (2207 m. ü. M.) und Höch Gumme (2205 m. ü. M.).
Knapp vor Brienz gab es eine schöne Allee. Bald sahen wir den türkis blaue Brienzersee aus der Nähe.
Die Gemeinde Brienz mit einer Fläche von 5492 ha liegt am Ufer des Brienzersees (Bahnhof 566 m ü. M.) und am Fusse des Brienzer Rothorns (2350 m ü. M.). Sie dehnt sich vom Brienzergrat im Norden über den tiefsten Punkt (Seespiegel 564 m ü. M.) bis zur höchsten Erhebung Schwarzhorn (2928 m ü. M.) südlich des Sees aus.
Der Btienzersee wird von der Aare durchflossen. Daneben münden eine Vielzahl kleinerer Bäche in den See. Nennenswert sind die Giessbachfälle, die sich in vierzehn Stufen in den Brienzersee hinunterstürzen. Der See ist 14 km lang und 2,8 km breit. Seine Fläche beträgt 29,8 km², die maximale Tiefe ist 260 m. Der Inhalt beträgt rund 5,2 km³. Bei Normalwasserstand liegt der Seespiegel auf 564 m ü. M. Das Einzugsgebiet umfasst eine Fläche von 1127 km².