Helena hatte wieder einmal die Blitzidee. Sie Fragte den Concierge ob es zur Mine eine geführte Tour gebe. Dies wurde bejaht und für 80 Bolivianos hätten wir eine Privattour mit Jorge. Er war früher auch Minenarbeiter, er hätte aber diese schwere Arbeit gekündigt um Minen- und Stadtführer zu werden. Er wurde für uns aufgeboten auf 8.45 Uhr. Wir hatten noch Zeit und gingen noch zum Hauptplatz. Da fand gerade die Pro Evo Kundgebung statt. Heute war ja Wahlkampf im Departement Santa Cruz und somit alle Museen geschlossen. Wir waren um Punkt 8.45 Uhr wieder im Hotel und da wartete Jorge bereits. Wir fuhren zum Minen Markt.
Er erzählte uns das Familien mit den Kindern auf die Minen aufpassen würden und wir Gastgeschenke mitbringen sollten. Etwas für die Kinder also Süssigkeiten und etwas für die Eltern dass hiess Coca, Dynamit, Zigaretten und Granulat zum Zünden. Hier kaufen die Mineros ihr Dynamit, hochprozentigen Alkohol, Kokablätter und alles was man sonst so zum Leben braucht. Jedes verwirrte Würstchen kann hier ohne Lizenz oder eingeschränkte Altersfreigabe Dynamit mit Zünder kaufen. Sehr beruhigend!! Ja dies alles kostet genau 200 Bolivianos. Nun ging es Richtung Cerro Rico. Er erzählte uns das heute gäbe es 11.000 Bergarbeiter, 1000 davon seien Kinder, manche nicht mehr als zwölf Jahre alt. Also gibt es doch Kinderarbeit. Die Arbeitsbedingungen und die Abbaumethoden haben sich kaum verändert, seit im Jahr 1545 Silber im Cerro Rico entdeckt wurde. Die Bergarbeiter bauen jetzt andere Rohstoffe ab: Zinn, Kupfer, Zink und Blei. Der grösste Teil der Silbervorräte war bereits Ende des 19. Jahrhunderts ausgebeutet. Als erstes sahen wir eine ältere Frau auf den Knien, welche den Staub von den Steinen sortierte. Sie arbeitete schon 48 Jahre in der Mine und versucht Zinn, Silber und andere Mineralien aus den Stein herauszuholen und dabei ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie begann mit 14 und war somit 62 jährig. Die Frau sah aber wie achtzig aus. Sie sagte nur sie sei am Leben weil sie keinen 96% Alkohol trinke. Dies sollte mir dann später auch klar werden. Von mir bekam sie einige Coca-Blätter. Danach sahen wir Kinder und wir gaben denen einige Süssigkeiten. Schlussendlich kamen wir zum Mineneingang. Er musste zuerst den Schlüssel holen und danach konnte das Abenteuer beginnen. Wir liefen ca. 50 Meter ins Höleninnere und die Wände waren sehr hoch. Danach kamen wir in eine Halle wo vor 2 Tage die Decke heruntergefallen war. Dies war nun für Helena zu viel, die ja schon an Klaustrophobie leidet. Zusätzlich kam noch hinzu, dass Jorge meinte er habe auch Angst und er brauche auch jedes Mal Überwindung, da er vor einigen Jahren während 2 Tage eingeschlossen war. Wir begleiteten Helena an die frische Luft und setzten unseren Weg weiter. Er meinte wir sollen nun die Stelle schnell überschreiten, da es sicher in den nächsten Tage noch mehr herunterkommen wird, das sehe man an der Steinstruktur. Hier wurde es mir schon ein wenig mulmig und ich begann mich zu Fragen ob ich den Weg weitergehen sollte. Nun krochen wir auf allen vieren eine kleine Höhle hindurch wo danach ein grosser Raum zum Vorschein kam. In dieser Nische, stehen wir vor Tio Jorge. Die Gipsstatue ist ein Abbild des Herr des Stollen. Die Bergarbeiter beten um seinen Schutz. Sein angeschwärztes Gesicht ist mit bunten Papierschlangen gekrönt, sein Mund mit Kokablättern und Zigaretten vollgestopft. Hier werden die Gebete und Fürbitten abgehalten und die Opfergaben an el Tio. Hier handelt es sich um den Teufel welcher die Macht hat in der Tiefe. Wir gaben ihm Coca und Alkohol. Jorge bespritzte den Tio mit dem Alkohol und zeichnete dabei das Kreuz. Danach trank er noch eine Schluck und er gab mir die Flasche mit der Aufforderung selbst einen Schluck zu nehmen. Ich bedankte mich höfflich und sagte ihm dies sei zu stark für mich. Danach ging es weiter wir stiegen eine Holzleiter ca. 45 Meter hinab. Weiter vorne gab es 4 verschiedene Wege und dabei kamen Schienen und Wagen zum Vorschein. Diese Wagen wurden jedoch mit der eigenen Kraft bewegt. Es gab auch unzählige gefärbte Pfützen. Jorge sagte mir ich solle aufpassen da diese die Haut verätzen oder die Kleider verbrennen. Von der Decke fallen vereinzelte Wassertropfen und man muss dabei aufpassen, dass kein solcher Tropfen in die Augen fällt. Bei den Arbeiter bedeutet dies eine 3 wöchigen Arbeitsausfall und somit kommt auch kein Geld zum Essen.
Nach diesem Saal geht es noch weiter hinunter. Nun muss man sehr achtgeben da die Felsen sehr rutschig sind und die Stiefel keine Halt gewähren. Danach mussten wir wieder auf allen vieren kriechen und auf Felskannten sich hochziehen. Da es heute Sonntag war gab es nicht viele Minenarbeiter. Wir hatten das Glück einen Minenarbeiter zu treffen. Er war auf dem Weg nach unten und er wollte mir Silber verkaufen. Er hätte oben eine 2 Kg Stein und ich könne diesen billig erwerben. Wir gaben ihm das Dynamit und die Zündschnur und andere Utensilien die er für die Sprengung benötigt. Wir verabschiedeten uns und wünschten uns viel Glück auf dem Weg. Nach über einer Stunde kamen wir wieder ans Tageslicht. Wirklich ein beeindruckendes Erlebnis. Ich war tief beeindruckt von der Arbeit der Minenarbeiter. Dennoch fragte ich mich wie es ist bei Sprengungen ist wenn dabei der Staub hochgewirbelt wird und die Minenarbeiter den Staub einatmen. Ich war dennoch froh wieder oben zu sein und Helena wieder zu sehen. Wir gingen noch zu der Familie welche diese Mine beschützt und gaben noch das letzte Geschenk an die Familie.
Danach ging es weiter und Helena und ich verzichteten auf das zur Verfügung gestellte Taxi und liefen die Strecke zum Hauptplatz zu Fuss zurück. Wir hatten beide zu viel zu verarbeiten.
Am Nachmittag gingen wir zu einem Fussballspiel ich war sehr gespannt wie man auf 4‘000 Meter Höhe spielen kann. Vorweggenommen es war ein sehr intensives Spiel. Es spielte Real Potosi gegen Stronger aus La Paz. Die Stimmung war gut. Es waren 11‘000 Zuschauer anwesend. Es gab sehr viele Fouls und somit auch zu vielen Handgreiflichkeiten. Zuletzt siegte Real Potosi welche die Punkte unbedingt benötigte um nicht weiter abzustürzen. Am nächsten Tag sollte es mit dem Bus weitergehen.